Seit einem Jahr gibt es im österreichischen Oberwart ein neues Krankenhaus. Der als nicht sanierungs- bzw. umbauföhige Altbau wird nun ab Mitte 2025 abgerissen. Dabei ist er in wesentlichen Teilen kaum 45 Jahre alt und eines der (weniger werdenden!) Beispiele brutalistischer Architektur in Österreich: Das alte „Allgemeine öffentliche Krankenhaus“ Spital wurde in mehreren Abschnitten nach Plänen von Matthias Szauer (1935-2022) und Gottfried Fickl (*1932) zwischen 1971 und 1988 erbaut. Eine Kurzbeschreibung findet sich unter anderem auf sos brutalism. Angesichts der anstehenden Schließung wurde ab 2020 drei Jahre lang der Denkmalwert des Altbaus geprüft, 2023 hat das Bundesdenkmalamt (BDA) entschieden, dass er nicht unter Schutz gestellt werde. Der Landeskonservator Peter Adam sah in der Entscheidung des BDA dennoch „keinen Freibrief für einen Abriss des alten Krankenhauses“. Gerade in der heutigen Zeit, wo viel über Ressourcenschonung gesprochen werde, sollte darüber nachgedacht werden, das Gebäude anderweitig zu nutzen, appellierte er in der Zeitung Kurier. Natürlich verhallte die Anregung ohne Wirkung, demnächst wird wieder jede Menge Graue Energie freigesetzt, denn der Abriss des 1981 in Betrieb gegangenen und Anfang 2024 geschlossenen Krankenhauses beginnt im Sommer.
Die Demontage hat indes schon vor Monaten begonnen, denn längst nicht alles Inventar wurde in den Neubau überführt. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist sowie auch einige Bauteile konnte man auf der Plattform „ipg-versteigerungen“ erwerben. Mehr als 5000 Objekte wurden Online angeboten, einige Teile sind noch zu haben. Unter den Hammer gekommen sind bereits etliche Seziertische, ein Bankomat, über 300 Spinde, Waschmaschinen, Küchengeräte aus Edelstahl, Krankenbetten und sogar die Kapelle mit Marmoraltar! Parallel läuft die Demontage im Inneren des alten Krankenhauses. Stück für Stück wird das Gebäude entkernt, ab Herbst sollen schließlich Fenster und Türen ausgebaut werden, dann rollen die Bagger an, um den Rohbau bis Mitte 2026 abzutragen. Und das Burgenland wird um eine Brutalismus-Attraktion ärmer sein. (db, 23.3.25)
