Eine Lebenslüge und wie sie von einer ganzen Gesellschaft dankbar aufgenommen wurde – im Zentrum dieser kollektiven Verdrängung steht der Baumeister des NS-Regimes: Albert Speer (1905-1981) war als führender Architekt und Rüstungsminister einer der Haupttäter des Dritten Reichs. 1946 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, verbreitete er nach seiner Entlassung aus der Haftanstalt Spandau 1966 die Legende, er habe von den Verbrechen nichts gewusst und sei unverschuldet in den Krieg hineingeraten. Fast erleichtert wurde ihm geglaubt, und der Mann, der Berlin zu Germania umgestalten wollte, lebte noch 15 Jahre als geachteter Zeitzeuge.
Das Hafenmuseum Bremen (Am Speicher XI 1, 28217 Bremen) zeigt nun bis 4. Mai die Ausstellung „Albert Speer in der Bundesrepublik – Vom Umgang mit der Vergangenheit“. Die in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung erstellte Schau entlarvt die Speer-Selbstdarstellung und stellt die Frage in den Mittelpunkt, warum diese über Jahrzehnte so große Resonanz in der Bundesrepublik fand. Expert:innen-Interviews, Installationen, Fotos und Dokumente geben umfassende Antworten und werfen gleichzeitig Fragen nach Bezügen zu aktuellen Debatten auf. Die Dokumentation der Nachkriegsgeschichte von Hitlers Baumeister wurde ursprünglich 2017 vom Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Nürnberg entwickelt und für die Station Bremen um die Rolle Albert Speers in der Hansestadt erweitert. (db, 1.3.25)
Nürnberg, Kongresshalle (Bild: Tilman2007, CC BY-SA 4.0)
