In einer sonnenbeschienenen Kastanienallee irgendwo in Südfrankreich halten ältere Herren und Damen silberne Kugeln in den Händen, werfen sie von Zeit zu Zeit auf den Sandweg, halten dazwischen einen Schwatz, streiten um den Sieg und gönnen sich danach einen kräftigen Rotwein. Dieses Kopfkino (zugegebenermaßen voller Klischees) wird bei vielen vom Wort „Boule“ ausgelöst. Doch das Spiel mit Kugeln, eine Art Kegeln ohne Kegel, hat auch in den kalten Monaten in Köln Anhänger:innen. Nur ein Winterquartier, um witterungsgeschützt trainieren und spielen zu können, ist schwer zu finden. Große Säle oder Hallen sind in der Rheinmetropole meist zu teuer oder schon besetzt oder beides.
Doch bei einem Termin im November 2024, als Erstunterzeichner:innen der „initiative kirchenmanifest.de“ ein Podium in der Kölner Nathanaelkirche veranstalteten, trafen zwei Bedarfe passgenau aufeinander. Die Gemeinde kann ihren 1965 eingeweihten, brutalistischen Kirchenbau im Winter nicht mehr beheizen, da sie sich die Kosten dafür nicht leisten kann. Stattdessen feiert sie den Gottesdienst in einem kleinen Nebenraum. Die Boule-Spieler:innen hingegen brauchen nicht so viel Wärme, sie bewegen sich ja. Als sich ein Boule-Begeisterter in der Podiumsdiskussion zu Wort meldete und seine Idee – Pop-up-Boule im Winter unterm Kirchendach – vorstellte, biss die Pfarrerin vor Ort an. Nun ist es so weit: Der Nippeser Boule Club hat mehrere temporäre Bahnen im Kirchenraum zusammengefügt. Wer Lust bekommen hat, kann unter dem Stichwort „Pop up Boule“ online Termine im brutalistischen Ambiente buchen. (kb, 25.2.25)

Aufbau des Boule-Winterquartiers in der Kölner Nathanaelkirche (Bild: Nippeser Boule Club)