Es ist bekannt, das Duell-Duett zwischen dem West-Berliner Hansaviertel und der Ost-Berliner Karl-Marx-Allee. Dennoch sind beide Architekturprojekte bis heute faszinierend und ein frischer Blick lohnt immer. Neue und bislang wenig gesehene Perspektiven bietet nun das Mitte-Museum im Berliner Stadtteil Wedding. Dort wurde in diesen Tagen die Ausstellung „Duett der Moderne. Visionen für den Wiederaufbau in einer geteilten Stadt“ eröffnet. In diesem Duett stehen sich Fotografien von Bettina Cohnen, die 2022 und 2024 Menschen in ihren Wohnungen in der Karl-Marx-Allee und im Hansaviertel fotografierte mit Fotografien der Berliner Verwaltung von 1947 bis 1954 gegenüber, die den Zustand der späteren Wohnareale in den frühen 1950er Jahren zeigen – die Straßenzüge, in denen ab Mitte der 1950er Jahre die modernen Bauprojekte entstanden, sind im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört worden.
Bettina Cohnen zeigt in acht Bildserien mit über 80 Aufnahmen die Wohnungen in ihrer Vielfalt, Komplexität und Intimität und liefert damit einerseits einen fotografischen Kommentar zum Alltag in diesen Prestigebauten und spürt gleichzeitig den Visionen der damaligen Architekten nach. Die Fotografien der Berliner Verwaltung stammen aus verschiedenen Berliner Sammlungen und sind Teil einer Dokumentation der Kriegsschäden, die der Ost-Berliner Magistrat, der West-Berliner Senat und die Bezirksämter während der Trümmerbeseitigung beauftragt hatte. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der Baukulturplattform „The Link“. Sie findet im Rahmen des EMOP Berlin, dem größten biennalen Fotofestivals Deutschlands, statt. Das Festival mit dem Motto „was zwischen uns steht“ findet noch bis zum 31. März 2025 in der elften Ausgabe statt. Die Ausstellung ist bis zum 14. September 2025 immer sonntags bis freitags von 10 bis 18 Uhr zu sehen. (pk, 14.3.25)
Berlin, Hansaviertel, Wohnhaus, Architekt: Walter Gropius, 1957 (Bild: Manfred Brückels, CC BY-SA 3.0, 2005)