Zwischen 1935 und 1937 besuchte die afroamerikanische Bildhauerin Selma Burke (1900–1995) mehrmals Wien, wo sie sich in das Arbeiten mit Keramik einweisen ließ, das Umland mit dem Motorrad erkundete – und sich in den österreichischen Expressionisten Hans Böhler (1884–1961) verliebte. Zu den wenigen Spuren dieser romantischen wie künstlerischen Beziehung zählt ein Fotoporträt Burkes, das der Wiener Fotografen Robert Haas 1942 in New York aufgenommen hat. Auf der Rückseite steht: „American Sculptress / Burke (?) / 1942 / (friend of Böhler)“. Denn auch als Burke aus Wien wieder in die USA zurückgekehrt war, hielt die Beziehung zu Böhler noch an, da dieser selbst ab 1936 in Amerika unterwegs war.
Eben jener Austausch steht am 20. Februar 2025 im Haus der österreichischen Geschichte in Wien um 18 Uhr im Mittelpunkt einer Veranstaltung. Die Forscherin und Künstlerin Tayla Myree widmet ihr Ausstellungsgespräch in englischer Sprache der Person und dem Werk von Selma Burke. Myree bezieht Burke dabei auf den Schwarzen Internationalismus, eine intellektuelle wie künstlerische Praxis, die sich gegen Rassismus, Kolonialismus und Imperialismus engagiert. Das Burke-Porträtfoto ist aktuell Teil der Hauptausstellung „Neue Zeiten: Österreich seit 1918“ in Wien im Haus der österreichischen Geschichte. Hier finden sich zudem – nur noch kurze Zeit – zwei Skulpturen von Burke, Leihgaben aus der Sammlung des Spelman College in Atlanta in Georgia. Das Ausstellungsgespräch am 20. Februar ist im Eintritt frei, eine Anmeldung ist erforderlich. (kb, 17.2.25)

Robert Haas, Porträt von Selma Burke, 1942 (Bild: © Robert Haas, Wien Museum, Foto: Birgit und Peter Kainz, Wien Museum)